René Girard (1923-2015) war ein französischer Literaturwissenschaftler, Soziologe und Anthropologe. Er gilt als einer der einflussreichsten Denker des 20. Jahrhunderts und hat in verschiedenen Bereichen, insbesondere in der Anthropologie, der Religionswissenschaft und der Literaturtheorie, revolutionäre Beiträge geleistet.
Girard ist bekannt für seine Theorie des mimetischen Begehrens und des Sündenbockmechanismus. Er argumentierte, dass menschliches Verlangen nicht direkt, sondern durch Imitation und Nachahmung anderer Menschen entsteht. Dieses mimetische Begehren kann zu Konflikten führen, da Menschen um die gleichen begehrten Objekte kämpfen. Diese Konflikte können dann durch die Wahl eines Sündenbocks gelöst werden, der die Schuld aller Beteiligten auf sich nimmt und soziale Harmonie wiederherstellt.
Girard analysierte auch zahlreiche mythologische und religiöse Texte, darunter die griechische Tragödie und das Neue Testament. Er argumentierte, dass diese Texte den Sündenbockmechanismus widerspiegeln und dass viele kulturelle Institutionen und Rituale auf diesem Mechanismus basieren.
Girard hat mehrere Bücher veröffentlicht, darunter "Mimesis und Theorie der Gewalt" (1972), "Das Heilige und das Gewaltige" (1977) und "Ich sehe den Satan vom Himmel fallen wie einen Blitz" (2001). Seine Theorien haben sowohl in den Geisteswissenschaften als auch in den Sozialwissenschaften großen Einfluss gehabt und werden bis heute intensiv diskutiert.
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